Lebohang Kganye (*1990 in Johannesburg / Südafrika) ist eine bildende Künstlerin und Fotografin, die in Johannesburg lebt und arbeitet. Erste Erfahrungen in der Fotografie sammelte sie beim Market Photo Workshop in Johannesburg im Jahr 2009 und absolvierte das Advanced Photography Programme im Jahr 2011. Sie erwarb 2014 ein Diplom in Bildender Kunst an der Universität von Johannesburg und macht derzeit ihren Master in Bildender Kunst an der Witwatersrand University in Südafrika.
Kganye, die vor allem für ihre fotografischen Arbeiten bekannt ist, integriert wiederholt das Archiv und das Performative in eine Praxis, die das Erzählen von Geschichten und die Erinnerung, wie sie sich in der familiären Erfahrung abspielt, in den Mittelpunkt stellt. Ihr kontinuierliches Interesse an der Materialität der Fotografie wird auf vielfältige Weise durch den Einsatz von Skulpturen, Performances und bewegten Bildern sichtbar. Ihre Arbeit spiegelt ebenso eine südafrikanische Erfahrungswelt, wie sie sich auch kritisch mit mündlichen Überlieferungstraditionen und dem Gedächtnis als unzuverlässigem Erinnerungsspeicher auseinandersetzt. 2022 war sie eine der drei zeitgenössischen Künstler:innen, die Südafrika auf der Biennale in Venedig vertraten.
Ausgangspunkt von Lebohang Kganyes Projekt ist ein Konvolut von Abbildungen der deutschen Malerin und Fotografin Marie Pauline Thorbecke, die im Archiv des Rautenstrauch-Joest-Museums aufbewahrt werden. Thorbecke unternahm von 1911-1913 gemeinsam mit ihrem Mann Franz eine Expedition nach Kamerun im Auftrag der Deutschen Kolonialgesellschaft. Rund 110 Jahre später reist Kganye auf diesen Spuren erneut durch das Land und verwebt Erinnerungen, Eindrücke und Erzählungen aus weiblicher Perspektive in einer Videoarbeit und einer Rauminstallation.