Artist Meets Archive #2 zeichnete sich durch eine gemeinsame Fragestellung aus. Alle fünf Projekte stellten Fragen nach dem Zeigen oder Nicht-Zeigen von Bildern.
Dabei bezog sich die Fragestellung der Künstler:innen sowohl auf die Gesamtheit des in den Archiven gespeicherten Bildmaterials als auch auf die jeweils abgebildeten Motive. Diese Untersuchungen fanden dabei vor einem ethnologischen, unternehmerischen, aber auch poetischen Hintergrund statt: Was blieb von einer fotografisch dokumentierten Tanzperformance ohne den Körper der Tänzerin oder des Tänzers auf dem Bild? Welche Sehnsüchte weckten Bilder vom Mars bei uns?
Woraus bestand das Archiv, was war seine äußere Hülle? Wie konservierten wir Bildinformationen über einen Zeitraum von hunderten von Jahren, und welche Verantwortung ging mit ihrer Aufbewahrung einher? Was erzählten uns die Leerstellen der konventionellen Geschichtsschreibung, und welche alternativen Stränge wurden (noch) nicht erzählt? Was wurde bewusst gezeigt oder bewusst weggelassen?
Die Endlichkeit der Speichermedien, seien es analoge Träger oder digitale Datenformate und Programmversionen, führten zu einem ständigen Migrationsprozess der Daten. Dabei sahen wir das Archiv meist nur als einen hermetisch geschlossenen Korpus, ohne Zugang zu dem Bildmaterial, welches sich in seinem Inneren verbirgt und dort konserviert wird. In den Ausstellungen wurden institutionelle Entscheidungen und Konservierungsprozesse ebenso beleuchtet wie das Archivmaterial und die einzelnen Artefakte. Oft wurde auch das Archiv selbst zum Gegenstand der künstlerischen Reflexion. Eine besondere Verantwortung ging von den Bildern aus, die unter ungleichen Machtverhältnissen ohne Zustimmung der aufgenommenen Personen gemacht wurden. Wie und ob durften diese Bilder überhaupt gezeigt werden? Nicht selten entschieden sich die Künstler:innen gegen das Zeigen und für die Untersuchung der Prozesse und der Institutionen, die dieses Bildmaterial bewahrten. Die Beiträge der zweiten Ausgabe von Artist Meets Archive sind daher als ein wichtiger Beitrag zum damaligen Diskurs im Umgang mit fotografischen Archiven zu bewerten.
Die eingeladenen Künstler:innen waren:
Yasmine Eid-Sabbagh // Rautenstrauch-Joest-Museum
Joan Fontcuberta // Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Philipp Goldbach // Rheinisches Bildarchiv
Anna Orłowska // Deutsches Tanzarchiv
Rosângela Rennó // Rheinisch-Westfälisches-Wirtschaftsarchiv
Ausstellungen
21. – 30. Mai 2021
Joan Fontcuberta / Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt
Gossan: Mars Mission
25hours Hotel
sowie ab dem 3. Mai bis in den Sommer im öffentlichen Raum
21. Mai – 11. Juni 2021
Philipp Goldbach / Rheinisches Bildarchiv
Image Cycle
Kapelle am Gereonskloster
21. Mai – 4. Juli 2021
Rosângela Rennó / Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv
Eaux des Colonies
Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK)
21. Mai – 07. November 2021
Yasmine Eid-Sabbagh / Rautenstrauch-Joest-Museum
Rautenstrauch-Joests Katze. Das Kratzen an der Black Box kolonialer Fotografien
Rautenstrauch-Joest-Museum
21. Mai 2021 – 20. Februar 2022*
Anna Orłowska / Deutsches Tanzarchiv Köln
Ein Teil des Teils
Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchivs Köln
*Anna Orłowskas Präsentation ist Teil der Ausstellung „INSZENIERUNG | INSPIRATION. Tanz und Fotografie“