In der aktuellen Ausgabe trafen durch die teilnehmenden Institutionen so unterschiedliche fotografische Genres wie kolonialistische Bildwelten, private Aufnahmen aus der NS-Zeit und Reisefotografien aus dem 19. und 20. Jahrhundert aufeinander. Scheinbar disparat sind sie doch alle Teil unseres individuellen sowie kollektiven Bildgedächtnisses und werfen die Frage auf, welche Welt- und Wertvorstellungen sie noch bis in die heutige Zeit transportieren und wie wir umsichtig mit diesem visuellen Erbe umgehen können. Wie können wir Fotografien in ihren Kontexten erhalten und uns gleichzeitig der Verantwortung bewusst werden, die es hat, diese Bilder mit neuen Begriffen zu belegen? Was von dem Abgebildeten ist privat und was öffentlich? Betrachtet man die inszenierten Aufnahmen bereister Länder, nationalsozialistische Propagandafotografien und vermeintlich beiläufige Aufnahmen eines vergangenen Alltags, geht es auch einmal mehr darum, wer die Geschichten dieser Bilder erzählt und in welchem Spannungsverhältnis die Narrative zueinander stehen.
Ein Novum bildete in der dritten Ausgabe das AMA jr. Projekt, welches in Kooperation mit dem NEXT! Festival der Jungen Photoszene durch die Einbindung einer Gruppe von Schüler:innen Jugendliche an der künstlerischen Praxis partizipieren ließ.
Research Meets Artist
Ein öffentliches Symposium unter dem Titel "Research Meets Artist" am Eröffnungswochende des Photoszene-Festivals 2023 flankiert das Ausstellungsprogramm von Artist Meets Archive #3. Am 13. Mai 2023 treffen im Rheinischen Bildarchiv Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Fachbereiche auf die Künstler:innen. Ihre Impulsvorträge und die anschließenden Dialoge zwischen Researcher und Artist bringen so eine akademische Perspektive auf die künstlerische Praxis ein.
Das Symposium in englischer Sprache findet in Kooperation der Internationalen Photoszene mit der DGPh / Sektion Geschichte und Archive und dem Rheinischen Bildarchiv statt. Das Artist Meets Archive Programm wird gefördert durch die Stadt Köln, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalens und die Kunststiftung NRW.
AMA Meets Folkwang Uni
Im Rahmen einer Kooperation mit der Folkwang Universität der Künste Essen entstanden Anfang 2023 Interviews mit Naoya Hatakeyama, Lebohang Kganye, Pablo Lerma und Lilly Lulay in denen sie über ihre künstlerische Praxis und ihre Residency Projekte sprechen. Sie wurden geführt von Studierenden im Masterstudiengang „Photography Studies and Research", der von Prof. Dr. Steffen Siegel geleitet wird. Die Interviews sind auf den Unterseiten der Künstler:innen zu finden.
Kooperationspartner Artist Meets Archive #3
Zusammen mit unseren Partnern Museum für Ostasiatische Kunst, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Rheinisches Bildarchiv Köln und dem Rautenstrauch-Joest-Museum können wir das Artist Meets Archive Projekt realisieren.
About Artist Meets Archive
Die zahlreichen und vielfältigen Fotografiebestände in den Sammlungen und Archiven der Stadt Köln stehen repräsentativ für die Omnipräsenz des Mediums seit seiner Erfindung. Nach der Auswahl der Künstler:innen durch eine Jury aus Vertreter:innen der beteiligten Häuser, der Photoszene und externen Expert:innen, werden diese nach Köln eingeladen, um hier im Rahmen einer Residenz in den fotografischen Beständen zu recherchieren und ihre eigenen Fragestellungen zu entwickeln. Während ihrer Aufenthalte im Verlauf des ersten Jahres finden neben Archivbesuchen und Netzwerktreffen auch Artist Talks und weitere Veranstaltungen statt, bei denen die Öffentlichkeit die Künstler:innen und ihre Arbeit kennenlernen können. Die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit den Fotografiebeständen der jeweiligen Häuser werden in Einzelausstellungen während des Photoszene-Festivals im Mai des folgenden Jahres präsentiert.
Bisherige Teilnehmer:innen des Programms:
Künstler:innen Archive & Sammlungen
Archive sind ein umkämpfter Ort, weil sich hier Deutungshoheiten manifestiert haben, die jetzt in Frage gestellt werden.
Lucia Halder, Historisches Fotoarchiv des Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln, Februar 2023
... glücklicherweise gibt es auch Archive, die das Ergebnis des Wunsches nach Freiheit, Transparenz und Demokratie sind. Wenn die Akte für die freie Interpretation offen ist, ist es, als ob wir unsere Intelligenz in eine neue Höhle von Ali Baba investieren. Meine künstlerischen Projekte haben sich nebenbei oder mit Schwerpunkt auf Archiven beschäftigt, und die daraus resultierenden Werke sind mit dem Schatz, den ich entdecken konnte, erfolgreich geworden.
Joan Fontcuberta, Künstler Artist Meets Archive#2, Dezember 2019