Lilly Lulay geht in ihrem Projekt für Artist Meets Archive in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Bildarchiv der Frage nach, wie Künstliche Intelligenz Bilder betrachtet und was im Vergleich dazu, ihre eigene künstlerische Aufmerksamkeit bei der Bildbetrachtung lenkt. Grundlage dafür ist das Archiv des Kölner (Stereo)Fotografen Karl-Heinz Hatlé, der zwischen 1961-1999 von Europa bis Lateinamerika und Asien viele Teile der Welt bereiste und dabei auch die ersten Zeichen einer globalisierten Warenwelt mit seiner Kamera abbildete. Gemeinsam mit Schüler:innen der Gesamtschule Holweide, reflektiert Lulay dabei unsere heutige Bildkultur, die von Algorithmen und Bilderkennungsprogrammen geprägt ist.In ihren Arbeiten werden Fotografien buchstäblich dekonstruiert, so dass die Wahrnehmung von der visuellen Oberfläche auf die materiellen, technischen und sozialen Strukturen gelenkt wird, in die unsere Fotografien eingebettet sind.
In ihren Projekten untersucht sie den Einfluss des Smartphones auf unsere alltägliche Fotokultur und unser kollektives soziales Verhalten. Dabei identifiziert Lulay das Smartphone als ein populäres fotografisches Werkzeug, das nicht nur neue global vernetzte Bildkulturen hervorgebracht hat, sondern auch neue Formen der normativen Kontrolle und sozialen Überwachung. Diese Funktionen stehen am Anfang der Geschichte der Fotografie und finden ihre Fortsetzung in den heutigen Techniken der Gesichtserkennung, der Standortverfolgung und des kommerziellen und politischen Targetings. Ihre aktuelle Forschung dreht sich dementsprechend auch um Themen wie Big Data, KI, digitalen Kolonialismus und den von Shoshana Zuboff geprägten Begriff des Überwachungskapitalismus.
Lilly Lulay auf dem Photoszene-Festival 2023
Lilly Lulay wurde von Studierenden im Masterstudiengang „Photography Studies and Research", der von Prof. Dr. Steffen Siegel geleitet wird, interviewt. Sie spricht über ihre künstlerische Praxis und ihr Residency Projekt.
Weitere Informationen zu Lilly Lulay:
https://lillylulay.de
https://www.instagram.com/lillylulay/
Lilly Lulay besucht das Rheinische Bildarchiv
Rheinisches Bildarchiv Köln
Das Rheinische Bildarchiv produziert, sammelt, bewahrt und vermittelt seit seiner Gründung im Jahr 1926 Fotografien in unterschiedlichsten Formaten. Es gehört zu den größten kunsthistorischen Fotoarchiven in Deutschland und ist als kommunale Einrichtung einzigartig. Das RBA entwickelt analoge und digitale Präsentationsstrategien und kooperiert mit den Kölner Museen und Kultureinrichtungen, vielen anderen Bildarchiven und der freien Szene. Seit 2010 hat sich der Archivbestand verfünffacht. Es umfasst nunmehr rund 5,5 Millionen Fotografien in vielen Formaten vom Kleinbild bis zum größten Glasnegativ (70x90 Zentimeter) und Materialien: Glas- und Filmnegative, Diapositive in Kleinbild und Mittelformat, Positivabzüge und über 800.000 Digitalaufnahmen.
Aktuell sind rund 120 individuelle Fotograf:innen-Bestände identifiziert, so beispielsweise von den bekannten Kölner Fotografen August Sander, Karl Hugo Schmölz, August Kreyenkamp und Chargesheimer. Den enormen Anstieg der Bestandszahlen verdankt das RBA den circa 4 Millionen Negativen und Diapositiven aus dem analogen KölnMesse-Bildarchiv mit ihrer hohen Bedeutung für die Kölner Fotografie- und Kulturgeschichte: darunter befinden sich alle Fotodokumentationen zur Photokina, Art Cologne und den Vorgängerkunstmessen wie auch zu sämtlichen anderen Sparten der Kölner Messen. Seit 1926 fotografieren eigene RBA-Fotograf:innen für die Stadt Köln. Das RBA produziert somit seinen Archivbestand zu einem erheblichen Teil selbst. Darin unterscheidet es sich maßgeblich von lediglich passiv „aufnehmenden“ Archiven, die klassisch unter das Archivgesetz fallen. Das RBA arbeitet eher wie eine Bildagentur und leistet einen vergleichbaren Fotovertrieb, hat allerdings den Status der Gemeinnützigkeit und somit einen öffentlichen Bildungsauftrag. Hauptinstrument für den internationalen Fotovertrieb und die Bildbereitstellung ist seit 2012 die Bilddatenbank www.kulturelles-erbe-koeln.de (KEK).
2021 ist das Rheinische Bildarchiv gemeinsam mit dem Historischen Archiv in den Archivneubau am Eifelwall eingezogen. 2022/2023 nimmt es zum dritten Mal am Artist Meets Archive Programm der Internationalen Photoszene teil und stellt dafür Lilly Lulay den Nachlass des Kölner (Stereo)Fotografen Karl-Heinz Hatlé zur Verfügung. Dieser wurde 2008 von dem Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds dem Rheinischen Bildarchiv übergeben. Gemeinsam mit Schüler:innen der Gesamtschule Holweide wird Lulay die erste AMA jr. Ausgabe umsetzen.
Weitere Informationen
http://www.rheinisches-bildarchiv.de/
https://www.facebook.com/Rheinisches-Bildarchiv