Das Bereits-Geschehene wirkt auf das fotografische Bild und kann hier als Auslöser für Emotionen und Erinnerungen fungieren. Letztere können konkret oder diffus, individuell oder kollektiv, faktisch oder imaginiert sein. Sie sind Fragmente des Vergangenen, welche durch die Fotografie initiiert und erweitert werden. Doch sollten wir an das Bild den Anspruch halten, gegen das Vergessen zu wirken? Oder gilt es nicht vielmehr, das Fragmentarische der Fotografie als Potenzial zu begreifen, den ebenso lückenhaften Erinnerungen und Emotionen Raum zu geben?
Nach einer Werkpräsentation von Bokeum Lee und Yuki Furusawa, die Teil der Ausstellung "Feelings & Photography“ sind, werden Dr. Sophie-Charlotte Opitz und Jan Borreck diese und weitere Fragen gemeinsam mit den Künstlerinnen in einer Podiumsdiskussion nachgehen.
Das Event findet in englischer Sprache statt.
Bokeum Lee (*1996, Seoul, Südkorea) ist eine in Deutschland lebende Künstlerin und studiert im Master „Photography Studies and Practice“ an der Folkwang Universität der Künste in Essen. In ihrer Serie „Somewhere Knitted in Blue“ kombiniert sie handgestrickte Textilien mit Cyanotypie, um Erinnerungen nicht nur sichtbar, sondern auch fühlbar zu machen. Die Arbeiten bewegen sich zwischen Klarheit und Unschärfe - wie die Erinnerungen selbst, die verblassen, sich verändern oder intensiv nachwirken. Kindheitsmotive, Familienfotos sowie alltägliche Szenen dienen als emotionale Anker und das Fühlen der Textilien weckt tief verwurzelte Gefühle hervor. Die Serie lädt dazu ein, sich der Zerbrechlichkeit von Erinnerungen hinzugeben und ihre emotionale Resonanz bewusst zu erleben.
Yuki Furusawa ist eine japanische Fotografin und Buchkünstlerin, die sich in ihren Arbeiten mit Themen wie Familie, Erinnerung und Intimität auseinandersetzt. Sie zeigt das emotionale Gewicht persönlicher Beziehungen auf und schöpft dabei oft aus ihren eigenen Familienerfahrungen. Furusawa kreiert Künstlerbücher, die diese Erzählungen durch vielschichtige Erzählungen und haptische Materialien erweitern. Sie erwarb einen MA in Fotografie an der SCAD Hong Kong (2017) und wurde für Fotobuchpreise wie Fiebre Dummy (2018), Charta (2022) und BUP (2024) nominiert. Im Jahr 2024 gewann sie das Festival di Fotografia a Capri. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt.
Sophie-Charlotte Opitz ist promovierte Kunst- u. Medienwissenschaftlerin und Kuratorin am Bucerius Kunst Forum in Hamburg. Als Kuratorin und Sammlungsleiterin hat sie an verschiedenen internationalen Museen und Kulturinstitutionen gearbeitet, u.a. am Fotomuseum Winterthur (CH) und der The Walther Collection (D/USA). Im Zuge ihres Thomas Mann Fellowships hat sie 2023/24 in Los Angeles zu kreativen Strategien weltweiter Protestkulturen geforscht und die Ergebnisse in einer Artikelreihe in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf soziopolitischen Bilddynamiken und visuellen Erinnerungskulturen.
Symposium 2025
Another State of Mind. What we Feel - What we See - What we Do.
Symposium der Internationalen Photoszene Köln in Kooperation mit der Kunsthochschule für Medien Köln zur Ausstellung "Feelings & Photography" & „To Dwell in the Same Time and Space“ im Rahmen des Photoszene-Festivals Köln
16. Mai 2025, 15-18 Uhr
17. Mai 2025, 10-18 Uhr
Kunsthochschule für Medien Köln
Filzengraben 2, 50676 Köln
Welche Erkenntnisse liefert die Fotografie über die Gefühle der Menschen? Wie lassen sich Gefühle fotografisch erfassen – oder bildlich erzeugen? Gemeinsam mit eingeladenen internationalen Künstler:innen, Wissenschaftler:innen, Kurator:innen und Lehrenden darf die Macht der Gefühle im Bild und ausgehend vom Bild reflektiert werden. Wo liegen ihre Potenziale und Gefahren? Am Freitag liegt der Schwerpunkt auf der Erzeugung von Emotionen in der digitalen und generativen Bildwelt. Neben aktuellen wissenschaftlichen Vorträgen zum Gefühlsausdruck der Fotografie werden am Samstag Kurator:innen aus ihren Erfahrungen im Umgang mit Emotionen und Ausstellungspraxis sprechen. Studierende der KHM werden sich mit von ihnen eingeladenen Referent:innen über Gefühle als Katalysator für die künstlerische Praxis in Zeiten multipler Krisen austauschen.
Referent:innen:
- Dr. Thomas Spies (Medienwissenschaftler und Medienkünstler)
- Dr. Roland Meyer (Digitale Kulturen und Künste, Universität Zürich)
- Stefanie Schröder (Künstlerin, Leipzig)
- Dr. Geraldine Spiekermann (Kunsthistorikerin, Universität Potsdam),
- Nadine Isabelle Henrich (Kuratorin Haus der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg) im Gespräch mit Roxana Rios (Künstler:in, Leipzig)
- Dr. Sophie-Charlotte Opitz (Kuratorin, Bucerius Kunstforum, Hamburg) im Gespräch mit Yuki Furisawa (Künstlerin, Subame-City, Niigata, Japan) und Bokeum Lee (Künstlerin, Dortmund)
- Christin Müller (Kuratorin, Leipzig)
- Emily Winkelsträter & Paulina Akbay (Studierende, KHM Köln) im Gespräch mit Maria Hlavajova (Kunsthistorikerin, Utrecht) und Cihan Çakmak (Künstlerin, Berlin)
- Dr. Anne Potjans (Literaturwissenschaftlerin, HU Berlin) im Gespräch mit Rebecca Racine Ramershoven (Künstlerin, Köln)
Ablauf:
Freitag, 16.05.2025
15:00 - 15:40
Dr. Thomas Spies
Gewaltvolle Sehnsuchtsorte: Romantisierende Tendenzen der Fotografie in virtuellen Welten
15:45 - 16:15
Dr. Roland Meyer
«Echte Emotionen». Generative KI, synthetische Bildwelten und rechte Affektbewirtschaftung
16:15 - 16:45
Kaffeepause
16.45 - 17:45
Stefanie Schroeder
Eine unsichere Bank
Samstag, 17.05.2025
10:00 - 10:40
Dr. Geraldine Spiekermann
Fotografierte Gefühle.
11:00 - 11:40
Dr. Sophie-Charlotte Opitz, Yuki Furusawa, Bokeum Lee und Jan Borreck
Lichtempfindlich - Über Fotografie, Emotion und Erinnerung
13:00 - 13:40
Rebecca Racine Ramershoven und Dr. Anne Potjans
Unapologetically feeling: Schwarze feministische Perspektiven auf die Unterdrückung und Kraft von Gefühlen
14:00 - 14.40
Studierende KHM: Emily Winkelsträter und Paulina Akbay, Gäste: Maria Hlavajova, Chan Çakmak
"Hard feelings only: Künstlerische Praxis und Kulturarbeit im gegenwärtigen politischen Klima"
15:00 - 15:50
Christin Müller
Wenn sich im fotografischen Material Emotionen manifestieren
16:00 - 16:45
Nadine Isabelle Henrich und Roxana Rios
States-Of-Rebirth
Moderation:
Jan Borreck (Kurator, Internationale Photoszene Köln) und Andreas Langfeld (Künstlerisch-Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Fotografie, Kunsthochschule für Medien Köln)
Das Symposium ist kostenlos und findet teilweise auf Deutsch und Englisch statt. Über unterstützende Spenden freuen wir uns!
Um verbindliche Anmeldung zum Symposium zwecks Detailplanung vor Ort wird gebeten per email an: anmeldung@photoszene.de
Das zweitägige Symposium findet mit freundlicher Förderung der VG Bild-Kunst / Stiftung Kulturwerk in der Kunsthochschule für Medien Köln statt.