Für die meisten Menschen dürfte das Wort ,eigentlich" das wichtigste im ersten Corona-Jahr 2020 gewesen sein - so auch für uns.
Denn eigentlich hatten wir 2020 ein großes Photoszene-Festival geplant und eigentlich hatten sich bereits mehr als 70 Teilnehmer mit ihren Ausstellungen und mehr als 200 Fotografinnen und Fotografen dafür angemeldet, Ausstellungen, die nun alle nicht stattfinden konnten. Eigentlich hätten auch unsere fünf Künstlerinnen und Künstler des Residency-Projektes „Artist Meets Archive" nach Köln kommen sollen und eigentlich hatten wir geplant, den zweiten Teil unserer Ausstellungsreihe ,You are here - Versuche einer fotografischen Standortbestimmung" mit jungen Kölner Positionen zu zeigen. Auch sollte mit „Next!" das deutschlandweit erste Fotografiefestival für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene stattfinden.
Eigentlich. Doch dann kam Ende März 2020 alles anders und die Situation war für alle unvorhersagbar geworden - damals sind die meisten noch davon ausgegangen (oder haben zumindest gehofft), dass sich das Thema Corona in wenigen Wochen erledigt haben könnte. Am 1. April und somit nur sieben Wochen vor dem geplanten Festival mussten wir alle geplanten Veranstaltungen absagen.
Um in der Zeit der Isolation und des Stillstands des öffentlichen Lebens dennoch zumindest eine Art ,, kulturelles Notprogramm" anbieten zu können, entschieden wir uns dafür, möglichst viele Inhalte digital zu vermitteln. Während des ursprünglichen Festival-zeitraums vom 22. bis 31. Mai 2020 boten wir mit „Photoszene On Air" ein tägliches Online-Programm an - mit Projektvorstellungen, Interviews und Künstlerfilmen.
Programm
#Picturesfromhome
Nachdem Covid-19 Menschen auf der ganzen Welt gezwungen hat, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen und zwischenmenschliche Kontakte auf das Nötigste zu beschränken, hat die Photoszene den Aufruf gestartet, Fotos aus der eigenen, häuslichen Isolation zu posten. Unter dem Hashtag #picturesfromhome2020 wurden bereits mehr als 1.700 Fotos auf Instagram hochgeladen. Sie geben uns einen sensiblen, melancholischen und oft auch sehr humorvollen Einblick in die meist sehr privaten Situationen von Menschen aus allen Teilen der Welt. Wir entdecken Gemeinsamkeiten über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg und sehen zugleich, wie individuell der Einzelne mit der schwierigen Situation umgeht. So entsteht gerade ein ganz besonderes Zeitdokument über diese außergewöhnliche und für uns alle belastende Zeit. Projektinitiator Damian Zimmermann zeigt eine Auswahl der Einreichungen.
Beyond III – [post]koloniale Gegenwart
Magazin für Fotografie / Ausstellung / Internationaler Künstler*i
Wie setzen sich zeitgenössische Fotograf*innen aus Afrika und Europa mit einer gemeinsamen Geschichte, aber ganz unterschiedlichen Erinnerungen und Perspektiven daran, auseinander? Welche Bilder herrschen jeweils über den/die Anderen vor? Und was können wir voneinander lernen?
Die Geschichte des westlichen Kapitalismus und der Globalisierung ist eng mit der Geschichte des Kolonialismus verbunden. Sie haben zu kolonialen Ordnungen und Beziehungen geführt, die auch in der postkolonialen Gegenwart noch spürbar sind. Insbesondere über Bilder werden diese Strukturen tagtäglich reproduziert.
Beyond III möchte einen Diskurs zu kolonialen Strukturen in der Fotografie, zur Macht der Bilder unserer Gegenwart und zu den Bedingungen der Bildproduktion in einer globalisierten Welt eröffnen. Deswegen hat die Initiative für die dritte Ausgabe zehn junge Fotograf*innen aus Afrika und Westeuropa eingeladen, ihre Arbeiten zu präsentieren und Ideen auszutauschen. Neben dem Beyond Magazin waren ein internationaler Künstler*innenaustausch sowie eine Ausstellung mit Rahmenprogramm geplant. Wegen der aktuellen Pandemie mussten alle Veranstaltungen verschoben werden. Das Beyond III Magazin erscheint dennoch pünktlich zur Photoszene am 23. Mai 2020. Es dient als theoretische Grundlange und Ausgangspunkt für zukünftige Diskussionen. Im Magazin werden neben den künstlerischen Arbeiten der Teilnehmer*innen zwei spannende Texte von Fiston Mwanza Mujila (kongolesischer Schriftsteller) und Mark Sealy (britischer Kurator und Kulturhistoriker) publiziert.