Silviu Guiman
STUDIO VISIT
Körperliche Begegnungen mit Landschaft
Silviu Guiman absolviert den M.A. in künstlerischer Fotografie an der Folkwang Universität der Künste Essen und besucht zur Zeit die Angewandte, Universität für angewandte Kunst in Wien.
Seine künstlerische Ausbildung beinhalten Studienaufhalte an der PARSONS New School in New York City (2017), École nationale supérieure de la photographie in Arles (2022) und ein Gaststudium in der Fotografie Klasse von Heidi Specker (2023) an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
"Ich bin Silviu. Ich arbeite künstlerisch mit Fotografie und lebe zurzeit zwischen Köln und Wien.
Fotografie ist etwas, was ich versuche loszuwerden in meiner Arbeit, die Praxis fotografisch zu arbeiten und will ich gerne beibehalten. Das bedeutet, dass ich in meinen Verständnisarten, die ich über Fotografie hatte - man läuft durch die Welt, man geht an Orte, wo etwas geschieht und dokumentiert, also begreift, ordnet, versteht, macht ein paar Fotos und dann macht man eine gute Selektion - das ist nicht die Arbeitsweise, die ich für mich persönlich gut finde oder geeignet finde. Deswegen streife ich diese Idee des Fotografischen ab und versuche nicht, mentale Konzepte in die Fotografie zu bringen, sondern, weil es in meinen Arbeiten zum Beispiel sehr viel, um Landschaften geht, versuche ich der Landschaft körperlich zu begegnen und Situationen zu schaffen, wo ich auf eine Art und Weise mit der Landschaft interagiere. Das heißt zum Beispiel, dass ich Skulpturen baue, mit Dingen arbeiten, die ich vor Ort finde, und diese Dinge, die sich dann ergeben, aus der Interaktion heraus, fotografiere ich dann ab. Aber auch das Abfotografieren davon geschieht teilweise extrem intuitiv. Und deswegen ist Fotografie für mich jetzt gerade was extrem Neues. Und nicht mehr das, was es war.
Wir sind gerade im Atelier Rheiner und ich zeige hier innerhalb der nächsten Woche Ausschnitte aus meiner aktuellen Arbeit. Ausstellungstitel ist AUR bedeutet Gold auf rumänisch Gold. Ich habe die letzten 3 bis 4 Jahre in einem Goldabbau Gebiet in Rumänien verbracht, in Roșia Montană. Dort befindet sich das meiste Gold auf dem europäischen Kontinent und entsprechend hat es dort sehr viele Konflikte gegeben über die letzten Jahrtausende. Mir ist es nicht gelungen, die Geschichte noch die Komplexität dieses Ortes abzubilden, fotografisch und meine Arbeitsweise hat sich dahingehend ja verändert, dass ich mit einem erweiterten Verständnis von Fotografie an diesem Ort heran trete. Und das bedeutet, dass ich dann nach Möglichkeiten gesucht habe, wie diese Landschaft selbst zum Akteur werden kann.
Ich glaube, dass man mit Fotografie Bewusstseinszustände tatsächlich gestalten oder verändern kann. Und ich bin dabei rauszufinden, wie das geht. Deswegen es geht für mich um das Atmosphärische. Es geht für mich um um Zustände, um Stimmungen. Es geht für mich um das Traumhafte. Es geht für mich um was passiert, wenn man nicht mehr die Logik des Denkens und des analysierenden nutzt, sondern wenn man die Logik des Traums nutzt. Und das spielt auch in dieser Ausstellung eine Rolle, weil ich mich dann irgendwann auch einfach ganz simpel gefragt habe: Was wäre, wenn dieser Ort träumen könnte?
Wir haben es hier mit Bildern zu tun, die ich, wo ich versuche, eher symbolhaft zu arbeiten. Symbole, die sich aus der Verbindung ergeben haben, die ich versucht habe, mit diesem Ort einzugehen, über den Zeitraum, wo ich dort gewesen bin."
"Ich schaue teilweise gar nicht mehr durch die Kamera, wenn ich fotografiere, sondern lasse Dinge einfach geschehen. Diese intuitiven Bewegungen, die man vielleicht von der Malerei kennt, das habe ich tatsächlich versucht, in die Fotografie mit reinzubringen, damit sich Dinge ergeben, die ich mir nicht denken kann. Und das ist das, was Fotografie für mich ausmacht: nämlich dieser Wechsel, dass es für mich nicht mehr eine Methode oder eine Geste ist, um die Welt zu begreifen, definitiv auch nicht, um Welt zu beschreiben, sondern Fotografie ist jetzt etwas geworden, womit ich Welten an sich bauen kann."
Btihal Remli
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Köln bietet durch seine Museums-, Galerie- und Kunstraumlandschaft ein weites Feld der Fotografie. Natürlich gibt es hier auch eine entsprechend große und vielfältige Künstler:innenszene, die mit dem Medium arbeitet und experimentiert. In unserer neuen Rubrik der Studio Visits möchten wir Euch künstlerische Positionen vorstellen und Euch mitnehmen an die Produktions- und Denkräume der Kunst. Viel Spaß!